ZfdA 131 (2002), S. 272f.

Mittelalter-Philologie im Internet

11. Beitrag: Verzeichnis der deutschen Cato-Überlieferung am Teilprojekt A7 des SFB 538 "Mehrsprachigkeit"

von Michael Baldzuhn

Das Teilprojekt A7 "Disticha Catonis. Didaktische Diskursformen zwischen Latein und Volkssprache" des Hamburger SFB 538 "Mehrsprachigkeit" hat sich im Herbst 2000 entschlossen, seine laufenden Arbeiten im Internet zu dokumentieren. Dazu wurde die Internetpräsenz des Sonderforschungsbereichs in jenem Abschnitt, der der Projektdarstellung zur Verfügung steht, im Juli 2001 erheblich erweitert, im einzelnen um:

- eine Skizze der Fragestellung und des methodischen Ansatzes, mit dem die Projektarbeit 1999 aufgenommen wurde;
- eine den lateinischen 'Disticha Catonis' und ihren deutschen Übersetzungen gewidmete Basisbibliografie, die derzeit etwa 50 Titel umfaßt;
- ein tendenziell vollständiges Verzeichnis der deutschen Cato-Handschriften und Drucke (s.u.);
- eine Sammelseite "Texte", die die über die verschiedenen Seiten der Projektpräsenz verstreuten Abbildungen aus Handschriften, Texttranskriptionen, Abdrucke älterer Forschungsbeiträge und die bereitgestellten Vorträge und Publikationen des Projekts zentral zusammenführt;
- eigene Abschnitte mit Modellanalysen, Vorträgen und Veröffentlichungen aus dem Projektzusammenhang, Nachweisen zu Tagungsveranstaltungen und -auftritten des Projekts und Verweisen auf verwandte Online-Angebote.

Das Angebot ist unter http://www.rrz.uni-hamburg.de/SFB538/a7/ zu erreichen und wird laufend ergänzt. Da ein Schwerpunkt der Projektarbeit zunächst in der vollständigen Erhebung der deutschen Übersetzungen lag, ist dieser Teil des Angebots - er soll in einen gedruckten Überlieferungscensus münden - bereits relativ breit ausgebaut. Er sei nachstehend knapp vorgestellt.
Das Überlieferungsverzeichnis verzeichnet alle der Forschung bekannten Überlieferungszeugen des 'deutschen Cato', korrigiert unerkannte Mehrfachnennungen und weist Handschriftenverluste, neue Aufbewahrungsorte und zahlreiche Neufunde aus.

Die oberdeutschen Gesamtübersetzungen sind um Berlin, SBB-PK, Ms. lat. oct. 97 (Hinweis G. Kornrumpf), München, BSB, Cgm 6351, 97r-122r, und Wien, ÖNB, Cod. 3086, 205v-215r, zu ergänzen; für die Rumpfbearbeitung werden Chur, Staatsarchiv Graubünden, Cod. B 1, 67r-75r, Frankfurt/M., StuUB, Ms. germ. qu. 14, 21va-23rb, Göttweig, Stiftsbibl., Cod. [400 (rot 356)], 61v-65v, Karlsruhe, BLB, Cod K 408, 149ra-153rb, London, BL, Add. 16581, 296v-300v, und München, BSB, Cgm 5249/29b, Streifen 8rv, nachgetragen. Ergänzungen zu den schmaler bezeugten Texttraditionen: - Cato im "zwielichten dialecte" auch in Frankfurt/M., StuUB, Ms. germ. qu. 31, 2rb-va; - niederdeutscher 'Cato' Stephans von Dorpat auch in Berlin, SBB-PK, Ms. germ. qu. 643, 1r-6v. Zwei weitere unbekannte, inzwischen wieder vermißte Handschriften entstammen der Landesbücherei Meiningen und der Piaristenbibliothek Schlackenwerth. Eine separate Publikation aller Neufunde ist in Vorbereitung.

Die einzelnen Textzeugen sind den bekannten Textgruppen zugeordnet: oberdeutsche Gesamtübersetzungen (z. Zt. 37 Hss., 38 Druckausgaben), Rumpfbearbeitung (37 Hss., 2 Druckausgaben), ostmitteldeutscher (schlesischer) Cato (13 Hss.), niederrheinischer (mittelfränkischer) Cato (6 Hss., 7 Druckausgaben), Stephans von Dorpat 'Cato' (7 Hss.), mittelniederländischer Cato (8 Hss., 3 Druckausgaben), Cato "in zwielichtem dialecte" (3 Hss.), 'Amorbacher Cato' (1 Hs.), 'St. Galler Cato' (1 Hs.), 'Neusohler Cato' (1 Hs.), nicht zugeordnete Übersetzungen (8 Hss.), Sebastian Brants 'Cato' (28 Druckausgaben), Martin Opitz' 'Cato' (20 Druckausgaben), weitere gedruckte Übersetzungen des 16. bis 19. Jahrhunderts (53 Druckausgaben), sogenannte Wort-für-Wort-Übersetzungen (3 Hss.). Zu jedem Textzeugen werden Aufbewahrungsort und Fundstelle des Textes in der Handschrift angeführt. Anschließend sind Verweise gesetzt

- auf eine Texttranskription. Sie öffnet sich in einem eigenen Browser-Fenster, so daß der Benutzer durch Aufruf mehrerer Texte individuelle Vergleichssynopsen erstellen kann. Gegenwärtig (April 2002) sind Transkriptionen zu zwölf Textzeugen abrufbar.
- auf eine Kurzbeschreibung der Handschrift. Diese stützen sich durchweg auf die Angaben der Literatur - wo künftig auf Autopsie, wird das vermerkt werden. Die Kurzbeschreibungen sollen die sehr unterschiedlichen Gebrauchszusammenhänge der deutschen Übersetzungen knapp illustrieren; es werden daher nur elementarste kodikologische Daten verzeichnet, wobei das besondere Augenmerk den Textnachbarschaften des deutschen Text gilt. Gegenwärtig liegen zu 49 Textzeugen Kurzbeschreibungen vor, die (wie die Transkriptionen) vom Benutzer in eigenen Fenstern nebeneinander gestellt werden können.
- auf ausgewählte Abbildungen, denen zumeist nach Rückkopien erstellte, also anspruchslose Schwarzweiß-Scans zugrunde liegen. Ausgewählt sind durchweg Stellen, die die typische Form der Texteinrichtung und ihre Besonderheiten illustrieren, vor allem das oft charakteristische Zusammenspiel von Latein und Deutsch, Reimpaarübersetzung, Glosse und Kommentar. Gegenwärtig sind 240 Abbildungen - alle wiederum leicht nebeneinander vergleichbar - aus 75 Handschriften und neun Drucken einsehbar.

Den Artikel beschließen Literaturhinweise auf die einschlägige Cato-Literatur und auf die wichtigsten Beiträge zum Überlieferungszeugen selbst, also in der Regel auf Handschriftenkataloge.
Im Unterschied zum Handschriftenverzeichnis kann das Verzeichnis der Drucke gegenwärtig nur den Status einer ersten Handliste beanspruchen: Bisher wurden die einschlägigen Verzeichnisse und ergänzend die internationalen OPACs der wissenschaftlichen Bibliotheken zwar vollständig ausgewertet, die entsprechenden Angaben konnten aber bisher nur in Ausnahmen weitergehend oder gar autoptisch überprüft werden. Gleichwohl läßt sich bereits auf dieser Basis erstmals überhaupt ein umfassender Eindruck vom Erfolg auch der gedruckten Cato-Übersetzungen in der deutschen Literatur gewinnen.

Dr. Michael Baldzuhn, SFB 538 "Mehrsprachigkeit" - Teilprojekt A7, Max-Brauer-Allee 60, D-22765 Hamburg
E-Mail: michael.baldzuhn@uni-hamburg.de
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